Allergien
Das Wort Allergie ist heutzutage zu einem Schlagwort geworden, denn Allergien sind die Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts.
Laut Schätzungen von Medizinern leiden in Deutschland zwischen 20 und 30 Millionen Menschen an Allergien mit deutlich steigender Tendenz. Mittlerweile ist in Deutschland jeder Vierte von einer Allergie betroffen, bei Kindern bis zu elf Jahren sogar jedes Dritte. Und wer nicht selbst unter einer Allergie leidet, kennt zumindest einen von Heuschnupfen, Neurodermitis oder Asthma geplagten Menschen. Doch nicht alles, was als Allergie bezeichnet wird, sind echte Allergien. Auszugrenzen sind sogenannte Pseudoallergien und die schon in den letzten GEFRO Journalen beschriebenen Unverträglichkeiten oder Intoleranzen. Hier treten zwar ähnliche Symptome auf, aber es liegt keine Reaktion des Immunsystems zugrunde.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und auch Allergien sind nicht, wie viele Menschen glauben, ein Erscheinungsbild der heutigen Zeit. Oft hört und liest man, dass wir durch die Zusatzstoffe in der Nahrung, seien es Farbstoffe, Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker oder Hefen immer empfindlicher werden. Aber Unverträglichkeiten und Allergien sind schon sehr lange bekannt. Vor 4900 Jahren gab der plötzliche Tod des Pharaos Menes nach einem Bienenstich Rätsel auf. Rund 2400 Jahre später fand der griechische Arzt Hippokrates keine Erklärung, warum einige Menschen „dem Käse feindlich sind“. Heute vermuten wir, dass Hippokrates Patienten an einer Nahrungs-unverträglichkeit litten und der Pharao einem allergischen Schock zum Opfer fiel. 1906 gab der Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet der Erkrankung den Namen Allergie. Das Wort leitet sich ab vom griechischen allon ergon, was soviel bedeutet wie anders reagieren.
» Was geschieht in unserem Körper bei einer Allergie?

Unser Immunsystem löst bei jedem Kontakt mit Fremdkörper oder Eindringlingen, egal wie wir sie aufnehmen, über Mund, Nase oder die Haut, einen Alarm aus. Sind Fremdstoffe, im Fachjargon Antigene, in den Körper eingedrungen, schickt der Körper Gegenstoffe, sogenannte Antikörper in die Blutbahn. Diese Antikörper sind kompliziert aufgebaute Eiweißstoffe, Immunglobuline, die sich mit dem Antigen verbinden und es verklumpen. Diese Reaktion kann aber nur ablaufen, wenn Antikörper und Antigen wie Schloss und Schlüssel zueinander passen. Das heißt, der Körper schickt zunächst verschiedene Antikörper. Erst, wenn eins exakt passt, wird das Signal zur Produktion dieser speziellen Antikörper gegeben. Die Information wird anschließend von Gedächtniszellen gespeichert. Kehrt der Eindringling ein zweites Mal wieder, kann der Körper sehr schnell reagieren. Er ist sensibilisiert. Bei einer Allergie kommt es jetzt zur krankhaften Abwehrfunktion des Körpers. Drei Faktoren spielen eine wichtige Rolle:
• Das Immunsystem ist nicht mehr in der Lage zwischen schädlichen und harmlosen Substanzen zu unterscheiden. Es wehrt sich plötzlich gegen harmlose Eindringlinge wie Pollen, Nüsse, Eier oder Tierhaare.
• Die Art der Abwehr ist defekt. Normalerweise produziert der Körper soviel Antikörper wie er zur Vernichtung der Antigene braucht. Bei einer Allergie werden jetzt, nach dem ersten Kontakt mit dem Allergen, zahlreiche Antikörper gebildet, die sich auf Mastzellen im Körper festsetzen. Beim zweiten Kontakt lagern sich die Antigene an diesen Mastzellen-Antikörperkomplex an. Dadurch werden die Mastzellen aktiviert und schütten Histamin aus, das die allergischen Symptome wie Rötungen, Quaddeln, Verengung der Atemwege auslöst.
• Der dritte entscheidende Faktor ist die Folge des Geschehens. Wie bei der gesunden, normalen Abwehr wird die Information zwar gespeichert. Aber bei der Allergie führt die Antikörperproduktion nicht zur Heilung sondern zu einer Erkrankung. Letztlich lösen also nicht die Fremdkörper die Allergie aus, sondern die Überproduktion von Antikörpern.
» Eine Allergie ist die Folge einer überschießenden Immunreaktion
Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem sogar gegen körpereigene Strukturen, das heißt, es greift das an, was es eigentlich beschützen sollte und schädigt s.
Eine allergische Reaktion kann schon durch die Aufnahme kleinster Mengen des entsprechenden Allergens ausgelöst werden. Im Extremfall reichen schon winzige Spuren, um eine lebensbedrohliche Reaktion hervorzurufen. Bei einer Allergie auf Erdnüsse kann schon das Öffnen der kleinen Erdnusstütchen im Flugzeug eine Reaktion bei einem Passagier auslösen, auch wenn dieser weit davon entfernt sitzt. Über die Klimaanlage können die Allergene im ganzen Flugzeug verteilt werden. Das bedeutet, bei Nahrungsmittelallergien muss das betreffende Allergen selbst in geringsten Spuren gemieden werden, während das bei einer Unverträglichkeit in der Regel nicht notwendig ist. Bei Intoleranzen lösen erst Mengen, die über der eigenen Toleranzschwelle liegen, die Symptome aus.
» Wer erkrankt an einer Allergie?

Generell kann jeder Mensch an einer Allergie erkranken. Es gibt aber eine erbliche Veranlagung zur Ausbildung von Allergien, die als Atopie bezeichnet wird. Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis sind Erkrankungen des atopischen Formenkreises. Es handelt sich um die gleiche Krankheit, die an unterschiedlichen Orten und in unterschiedlicher Gestalt auftritt. (Atopie, griechisch: Topos der Ort). Die Krankheit manifestiert sich an einem Ort, z.B. bei Neurodermitis auf der Haut, der Ursprung der Erkrankung ist allerdings jenseits des betroffenen Organs zu suchen.
Kinder eines allergiekranken Elternteils entwickeln doppelt so häufig eine Allergie als Kinder nicht betroffener Eltern. Sind beide Eltern allergisch, steigt die Wahrscheinlichkeit sogar auf das Sechsfache.
Es wird jedoch keine bestimmte Allergie vererbt sondern nur eine erhöhte Bereitschaft für allergische Reaktionen. Aber nicht jeder Atopiker wird zwangsläufig zum Allergiker. Es gibt neben der genetischen Veranlagung weitere Faktoren, die das Risiko an einer Allergie zu erkranken, erhöhen:
• Genetische Veranlagung
• Übermäßige Hygiene
• Nicht gestillt werden als Säugling
• Luftverschmutzung
• Aktives und passives Rauchen
» Die vier Allergietypen
Nach einem Vorschlag englischer Wissenschaftler teilt man allergische Reaktionen in 4 verschiedene Typen ein:
Typ I: Sofort-Typ
Die Allergien vom Typ I sind sehr häufig. Ungefähr 90 % aller Allergien sind Allergien vom sogenannten Sofort-Typ. Die Symptome treten direkt nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Meistens dauert es nur ein paar Minuten oder ¼ Stunde, bis sich das Krankheitsbild zeigt. Typische allergische Erkrankungen sind:
• Heuschnupfen
• Allergisches Asthma
• Nesselsucht
• Quincke Ödem
• Nahrungsmittelallergie
• Anaphylaktischer Schock
Bei allergischen Reaktionen vom Soforttyp finden wir den schon beschriebenen Mastzellen-Antikörperkomplex. Tausende Antikörper können auf den Mastzellen festsitzen, die das Allergen einfangen. Durch diese Reaktion platzt die Mastzelle auf und setzt Histamin frei. Das Histamin bringt dann die Haut zum Blühen, die Nase zum laufen, die Augen zum Tränen oder die Schleimhäute zum Schwellen. In extremen Fällen ist auch die lebensbedrohliche Ausweitung der allergischen Reaktion auf den gesamten Körper möglich (anaphylaktischer Schock).
Typ II: Zytotoxischer-Typ
Diese Allergien sind deutlich seltener. Auslöser sind häufig Medikamente. Die körperfremden Antigene heften sich direkt an Körperzellen an. Die Zelle wird dadurch selbst zum Antigen und muss bekämpft werden. Man spricht auch von einer zytotoxischen Reaktion (zyto = Zelle und toxisch = giftig). In seltenen Fällen kann es über eine ganze Kaskade von Reaktionen im Endstadium der Erkrankung zur Zerstörung der Blutzellen kommen.
Typ III: Immunkomplex-Typ
Auslöser sind hier häufig Schimmelpilze oder auch Medikamente. Auch hier setzt eine Kaskade von Reaktionen ein, die sogenannte Immunkomplexe bilden, die sich ablagern und dann zu allergischen Entzündungsreaktionen führen. Die Symptome dieser allergischen Erkrankung treten jedoch nicht sofort nach dem Kontakt mit dem Allergen auf, sondern setzen oft erst nach 6 – 12 Std. ein. Die zeitverzögerte Reaktion macht die Ursachenfindung schwer. Da ist der junge Mann, der in der chemischen Industrie arbeitet und in der Regel ab der Mittagszeit unter Atembeschwerden und Husten leidet. Zunächst wird die Ursache in seinem Arbeitsfeld vermutet. Im Gespräch mit einem Allergologen gibt er an, ein begeisterter Taubenzüchter zu sein. Jeden Morgen, bevor er zur Arbeit geht, füttert er erst einmal die Tauben. Schnell ist der erfahrene Arzt auf der richtigen Spur. Der Patient leidet an der Vogel- und Farmerzüchterlunge, einer Allergie des verzögerten Typs, die durch eine Entzündung der Lungenbläschen gekennzeichnet ist.
Typ IV: Spät-Typ
Die Typ IV Allergie ist eine Spättypallergie. Zwischen Kontakt und Krankheitszeichen können 24 – 48 Stunden vergehen. Ein typischer Vertreter ist die Nickelallergie. Immunglobuline spielen bei diesem Typus keine Rolle.
Die bisher beschriebenen allergischen Erkrankungen können über Blutuntersuchungen oder spezielle Untersuchungen der Haut recht sicher diagnostiziert werden. Neben diesen klassischen Allergie Typen gibt es aber pseudoallergische Reaktionen, die den Menschen und den Ärzten das Leben sehr schwer machen. Bei den Pseudoallergien hat han die gleiche Symptomatik wie bei der Soforttypallergie, aber sie kann weder im Blut nachgewiesen noch kann man sie im Allergietest auf der Haut sichtbar machen.
» Allergien erkennen


Die Anamnese, das heißt das ausführliche Gespräch mit dem Arzt, ist ein wichtiger Schritt in der Diagnostik von Allergien und auch Pseudoallergien. Der Patient sollte sich auf ein solches Gespräch unbedingt gut vorbereiten und einstellen. Der Betroffene kennt seine Beschwerden (Hautekzeme, Dauerschnupfen, Kratzanfälle). Es ist hilfreich sich im Vorfeld mit einer ganzen Reihe von Fragen auseinander zu setzen:
• Wann tritt die Reaktion auf?
• Was habe ich vorher gegessen?
• War ich in einem Restaurant?
• Habe ich neue Obstsorten probiert?
• Wo bin ich gewesen? Im Wald?
• Habe ich Wiesenblumen am Straßenrand gepflückt?
• Was habe ich für Kleidung getragen,
ist sie neu oder mit einem anderen Waschmittel gewaschen?
Eine junge Frau geht samstags auf den Wochenmarkt und kauft einen wunderbaren Frühlingsstrauß. Schon im Auto fangen die Augen an zu tränen und die Nase läuft. Sie schenkt den Strauß einer Freundin zum Geburtstag. Stunden später sind die Symptome weg. Aber als sie die Freundin nach zwei Tagen wieder besucht, geht das Elend von vorne los. Welche Blumen und Gräser waren in dem Strauß eingebunden? Solche Informationen, auch wenn sie einem nicht wichtig erscheinen, sollte man im Gespräch mit dem Arzt nicht zurückhalten. Aus all diesen Informationen setzt er das Puzzle zusammen. Oft werden auch Allergiefragebögen verteilt, um mögliche Allergene besser einkreisen zu können. Erst dann wird entschieden welcher Allergietest sinnvoll ist.
Der Hauttest bietet sich bei den Reaktionen des Typ I an. Die Testlösung wird auf die Haut aufgebracht oder durch einen winzigen Ritz in die Haut eingebracht. Die möglichen Rötungen und Juckanfälle verschwinden nach kurzer Zeit wieder. Neben den Testlösungen bringt man einen Standard auf die Haut auf. Diese Tests sind zwar unangenehm tun aber nicht weh. Trotzdem sollte man Kinder zu solchen Tests immer begleiten. Für ein Kind ist ein solcher Test eine Tortur. Bei Verdacht auf eine Allergie des Typ IV, also einer Kontaktallergie, die mit Zeitverzögerung einsetzt, werden Epicutantests durchgeführt. Mit Hilfe von Pflastern werden die Substanzen auf dem Rücken fixiert und ca. 48 Std. auf dem Rücken belassen.
Ergänzend zum Hauttest empfehlen Allergologen den Nachweis der spezifischen Immunglobuline im Blutserum (Rasttest: radio-allergo-sorbent-test). Vor allem für Säuglinge und Kleinkinder ist dieser Test weniger belastend.
Bei Lebensmittelallergikern empfiehlt sich in vielen Fällen der Provokationstest. Werden bestimmte Lebensmittel als Auslöser verdächtigt, kann zunächst eine Auslass- oder Eliminationsdiät sinnvoll sein. Der Patient verzichtet einige Tage auf die möglichen Allergieauslöser. Anschließend nimmt er zeitversetzt und nacheinander die verdächtigten Nahrungsmittel wieder in den Speiseplan auf. Diese Diät sollte, weil die Reaktionen sehr heftig sein können, nicht auf eigene Faust durchgeführt werden, sondern immer von einer erfahrenen Fachkraft begleitet werden.
» Nahrungsmittelallergie
Die Symptome, die durch Nahrungsmittelallergien ausgelöst werden können, sind sehr vielfältig:
• Augen: Jucken, Tränen, Lidschwellungen
• Obere Atemwege: Fließschnupfen, Niesattacken
• Tiefe Luftwege: Auswurf, Husten, Atemnot
• Mund, Hals, Rachen: Schwellungen, inneres Ohren- und Halsjucken
• Stimmritze: Zuschwellen der Stimmritze
• Magen-Darm-Kanal: Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen, Krämpfe
• Haut: Jucken, Rötungen, Nesselfieber, Ekzeme
• Gelenke: Gelenkschmerzen und Schwellungen
• Harnwege: Blasenbeschwerden
• Störungen des Allgemeinbefindens
• Anaphylaktischer Schock
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind Nahrungsmittelallergien häufiger als bei Erwachsenen. Die häufigsten Auslöser für Allergien im Kindesalter sind Hühnereiweiß und Kuhmilch. Aber auch Soja, Nüsse, Fisch und Weizen bergen ein hohes allergenes Potential. Allergien auf Grundnahrungsmittel (Weizen, Milch und Hühnerei) nehmen mit steigendem Lebensalter ab. Ein Großteil der allergischen Säuglinge verliert ihre Nahrungsmittelallergie im Laufe der Kindheit. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sind vermehrt Lebensmittel, die Ähnlichkeit mit Pollenallergenen haben, die Auslöser. Allergene aus Gräsern-, Kräutern- oder Baumpollen gleichen in ihrer Struktur bestimmten Eiweißstoffen aus Früchten oder Gemüsesorten. Das Immunsystem kann sie nicht unterscheiden und so wird schon das Schälen eines Apfels für einen Pollenallergiker zur Tortur mit tränenden Augen und laufender Nase.
Sind Nahrungsmittel- und Pollenallergie gekoppelt, spricht man von einer Kreuzallergie. Besteht die Pollenallergie zum Beispiel gegen Frühblüher wie Hasel, Birke und Erle, besteht Gefahr bei Stein- und Kernobst, Mango, Kiwi, Haselnüsse und Sellerie. Bei einer primären Allergie auf Latex, besteht das Risiko einer Kreuzallergie auf Bananen, Avocado, Kiwi, rohe Kartoffeln und andere mehr. Allergien auf bestimmte Lebensmittel kommen gehäuft dort vor, wo diese Lebensmittel oft und viel gegessen werden. Die Erdnussallergie findet sich insbesondere in den USA, wo die Erdnussbutter auf dem täglichen Speiseplan steht, Allergien auf Fisch und Schalentiere dominieren dagegen in skandinavischen Ländern. Um Lebensmittelallergien vorzubeugen, ist es sinnvoll, darauf zu achten, nicht zu oft, vor allem nicht täglich, die gleichen Lebensmittel zu essen. Allerdings die Konsequenz, bestimmte Allergene vorbeugend nicht zu essen, um eine Allergie zu vermeiden, ist auch nicht der richtige Weg. Denn nur, wenn sich unser Körper mit Allergenen auseinandersetzen kann, kann er das Immunsystem trainieren.
» Auf die richtige Spur kommen
Um den Auslösern von Nahrungsmittelallergien auf die Spur zu kommen, sind eigene Beobachtungen und Eindrücke sehr wichtig. Manchmal ist es hilfreich, ein Ernährungs- und Symptomprotokoll zu führen. Wenn man nach nahrungsbedingten Auslösern Ausschau hält, sind immer viele Möglichkeiten zu beachten.
Die kleine Anna-Lena reagiert in unregelmäßigen Abständen offenbar auf ein Nahrungsmittel mit Hautausschlag und starkem Juckreiz. Anna-Lenas Mama beobachtet sehr genau und fügt die Bruchstücke zu einem klaren Bild zusammen. Da war Ostern, dann folgte die Einladung zum Kindergeburtstag, Tante Hilde hatte Schokolade mitgebracht und von der Oma gab es für Anna-Lena ein Überraschungsei als Trösterchen. Schokolade scheint der Auslöser der allergischen Reaktion zu sein, aber welcher Bestandteil in der Schokolade ist letztlich das Allergen? Reagiert Anna-Lena auf alle Sorten gleichermaßen, ist »Milka« anders als »Ritter Sport« oder sind es vielleicht nur die Nüsse in der Schokolade?
» Allergenarm von Anfang an
An der Veranlagung zur Allergie lässt sich nichts ändern. Vermeiden oder zumindest minimieren lassen sich aber bestimmte Einflussfaktoren aus der Nahrung und der Umwelt. Eine Allergieprävention sollte immer im Säuglings- bzw. Kleinkindalter beginnen:
• Stillen:
Säuglinge sollten nach Möglichkeit mindesten vier Monate voll gestillt werden. Falls trotz aller Versuche das Stillen nicht möglich ist, sollte, in den ersten Lebensmonaten, bei Säuglingen aus allergiebelasteten Familien, eine sogenannte hypoallergene Nahrung zugeführt werden. Eine mütterliche Diät zur Allergievorbeugung ist nicht erforderlich.
• Beikost:
Nach vier, spätestens nach sechs Monaten kann mit der Zufütterung begonnen werden. Wichtig ist, schrittweise ein neues Nahrungsmittel pro Woche einzuführen. Auf Gewürze sollte man in den ersten Monaten grundsätzlich verzichten. Bei Gläschen sollte die Rezeptur ähnlich wie bei selbstzubereiteten Breien sein (mit möglichst wenigen Zutaten).
• Kein Tabakrauch in der Wohnung.
Zigarettenrauch führt zu Erkrankungen der Atemwege und erhöht das Allergierisiko.
• Vorsicht bei Schimmelpilzen in der Wohnung.
Eine hohe Luftfeuchtigkeit in Innenräumen sollte vermieden werden, um einem Schimmelpilzwachstum vorzubeugen.
• Haustiere:
Ob Haustiere das Allergierisiko erhöhen oder nicht, wird derzeit kontrovers diskutiert. Studien zeigen, dass bei Kindern, die auf einem Bauernhof aufwachsen, das Allergierisiko deutlich geringer ist. Hohe Hygiene ist dagegen offenbar Mitursache für die Zunahme von Allergien. Bauernhofkinder sind ständig mit Keimen im Kontakt, dadurch wird das Immunsystem offenbar toleranter.
• Hautpflege:
Unsere Haut ist der Schutzwall unseres Körpers. In der Säuglingspflege reicht für die Reinigung klares Wasser. Und für das Popöchen kann man milde Babyseifen oder Syndets verwenden. Ideal sind Pflegeserien, die weitestgehend auf Farb- und Konservierungsstoffe oder Parfüme verzichten.
» Allergien psychologisch betrachtet
Untersuchungen belegen, dass sich persönliche Belastungen und Stress bei Allergie- und Neurodermitispatienten negativ auswirken. Es ergeben sich, gerade in Familien von allergiekranken Kindern, eine ganze Reihe von belastenden Situationen, die bewältigt werden müssen: da sind die Krankheitssymptome, die Behandlungen, das Aussehen, die Einschränkungen in der Ernährung und die Sonderrolle aufgrund der Krankheit selbst. Wenn eine Erkrankung durch so viele Faktoren beeinflusst wird, ist es naheliegend, die Behandlung nicht einseitig auf das betroffene Organ zu beschränken. Alle Bereiche, die krank machen oder die Krankheit beeinflussen, müssen einbezogen werden, um dauerhaft Erfolge erzielen zu können.
Schickt man zum Beispiel ein an Neurodermitis oder Asthma erkranktes Kind an die See, wird man kaum oder wenig Erfolg haben, wenn sich dieses Kind vor Heimweh nach Papa und Mama jeden Abend in den Schlaf weint.