Glutenunverträglichkeit – eine Krankheit mit unterschiedlichen Gesichtern

Man unterscheidet heute mindestens drei völlig unterschiedliche Krankheiten, die offenbar durch den Verzehr von Gluten ausgelöst werden. Schulmedizinisch bekannt sind die Zöliakie oder einheimische Sprue und die Weizenallergie.
Auf diese beiden Erkrankungen möchte ich hier jedoch nicht eingegen.

Berichten möchte ich über die Glutensensitivität oder -unverträglichkeit. 

Gluten ist der Oberbegriff für Klebereiweiße, die in den Getreidesorten Weizen (einschließlich der Urformen Dinkel/Grünkern, Einkorn Kamut), Roggen, Gerste und deren Kreuzungen enthalten sind. Die Getreidesorten enthalten unterschiedliche Mengen an Gluten, bei Weizen sind es bis zu 80%.

Während bei der Zöliakie und auch der Weizenallergie die Diagnostik bekannt und sicher ist, existiert eine weitere Art der Glutenunverträglichkeit, bei der keine Zeichen der Zöliakie oder Weizenallergie zu finden sind. Es gibt bisher keine diagnostische Möglichkeit, eine Glutensensivität nachzuweisen und dennoch profitieren die Betroffenen von einer glutenfreien bzw. –armen Ernährung.

Die Beschwerden der Patienten sind vielfältig und beschränken sich nicht auf den Magen-Darm-Trakt. Bei chronischer Müdigkeit, einem schlechten Hautbild mit Ekzemen, bei immer wieder auftretenden Kopfschmerzen oder auch Muskelkrämpfen, Aufmerksamkeitsdefizitstörungen und Hyperaktivität oder auch Gelenkschmerzen sollte man, wenn keine organischen Ursachen gefunden wurden, an eine Glutensensivität denken.

In der Praxis ist es schwer, der Erkrankung auf die Spur zu kommen. Manchmal hilft aber der Zufall. So im Fall einer 38 jährigen Patientin aus der eigenen Praxis. Sie wurde vorstellig aufgrund explosionsartiger Durchfälle. Die Patientin hatte mittlerweile Angst vor Dienstreisen und Besprechungen, weil sie immer darauf achten musste, dass eine Toilette in der Nähe ist. Für sie bedeutete das eine deutliche Einschränkung in ihrer Arbeits- und auch Lebensqualität. Unzählige Untersuchungen bei verschiedenen Ärzten waren ohne Befund. Sie wurde mit der Diagnose Reizdarm und der Empfehlung, eine psychosomatische Kur zu beantragen, nach Hause entlassen. Schon in den ersten Gesprächen mit der Patientin hegte ich den Verdacht, dass sie unter einer Fructoseintoleranz leidet. Ich habe damals mit ihr einen Ernährungsplan erarbeitet. Sie sollte konsequent Fruchtzucker meiden und weil sie Allergikerin ist, habe ich ihr derzeit empfohlen, einige Wochen kein Weizengluten zu sich zu nehmen. Schon nach wenigen Tagen war der Stuhlgang normal und die Patientin überglücklich. Die große Überraschung kam aber, als wir vorsichtig einen Kostaufbau probierten. Eine kleine Menge Obst zu den Mahlzeiten waren für die Patientin kein Problem, aber ein paar Scheiben Weißbrot zum Grillen oder eine Portion Nudeln bedeuteten den Rückfall. Die nächsten Stunden waren von Krämpfen und Durchfall geprägt. Anders der Fall einer 21 jährigen Patientin aus meiner Praxis. Bei ihr war eine Fructoseintoleranz zweifelsfrei diagnostiziert worden und sie kam, um Ratschläge zur Ernährungsumstellung zu holen. Und obwohl sie ganz konsequent auf Obst und Fruchtzuckerzusatz in der Nahrung verzichtete, war ich mit dem Befinden der jungen Frau nicht zufrieden. Die Blähungen und Durchfälle hatten zwar deutlich nachgelassen, aber sie war weiterhin müde und antriebslos. Kinesiologische Tests deuteten auf Gluten als möglichen Stressor hin. Zwei Wochen strenger Verzicht auf Fruchtzucker und auf Gluten und unterstützende Darmtherapeutika brachten den gewünschten Erfolg. Die junge Frau fühlte sich wie neugeboren. Sie kann heute durchaus kleine Mengen glutenhaltige Nahrungsmittel essen, selbst ein frisches Sonntagsbrötchen mit Marmelade macht keine Beschwerden mehr.

Eine glutenfreie Ernährung ist eine große Herausforderung für jeden Patienten. Klebereiweiß zaubert nicht nur leckere Backwaren sondern dient auch als Emulgator zum Binden von Wasser und Fett. Fettarme Joghurts oder auch Magerkäse, Streichkäse und Wurstwaren werden oft mit Gluten angereichert. Auch in Zahncremes und Medikamenten kann sich Gluten verstecken. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an glutenfreien Lebensmitteln im Handel. Die glutenfreien Produkte sind mit dem Symbol der durchgestrichenen Ähre oder dem Claim „glutenfrei“ gekennzeichnet. Das Label mit der durchgestrichenen Ähre wird von der Deutschen  Zöliakie-Gesellschaft an Hersteller vergeben, die durch hohe Qualitätsstandards und Analysen die Glutenfreiheit ihrer Produkte garantieren können.

Wenn auch bei einer Allergie oder der Zöliakie das Einhalten einer strengen glutenfreien Kost unabdingbar ist, so ist bei einer Glutensensivität meistens eine deutliche Reduzierung der glutenhaltigen Lebensmittel ausreichend.

Ist der Verdacht einer Glutensensivität gegeben, ist es wichtig, einige Wochen möglichst glutenarm zu essen. In vielen Fällen ist auch diese Unverträglichkeit ein Hilfeschrei des Darms.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde Weizen mit immer höherem Klebergehalt gezüchtet. Und es werden immer mehr Weizenprodukte und Gluten über verarbeitete Lebensmittel verzehrt. Der Darm wird mit einer Flut von Weizengluten einfach überfordert und rebelliert.

Hat der Darm sich nach einer Karenzzeit erst einmal beruhigt, genügt es bei vielen Patienten, glutenhaltige Lebensmittel zu reduzieren vornehmlich über die Einschränkung von Brot, Nudeln und Kuchen im täglichen Speiseplan.

Weitere Tipps und Infos zum Thema Ernährung finden Sie in unserem GEFRO Shop in unseren Ernährungstipps oder in unseren GEFRO Journalen.

Kommentare

  1. Thomschke, Ute

    Eine wunderbare Darstellung zum Thema Glutenunverträglinhkeit und Zöliakie – alles klar und deutlich, ohne lateinische Scnörkel … ! Aus eigener Erfahrung weiß ich wie schwierig und langwierig und schmerzhaft der Weg zur Diagnose ist. Vor 40 J. hat ein Internist/Gastroenterologe die Diagnose gestellt. Immer noch wird einem mit Unverständnis begegnet. – Ich war sehr glücklich, als ich vor Jahren mit den Produkten von GEFRO bekannt wurde, bis auf die Nudeln alles glutenfrei! Danke ! Ich danke auch Frau Dr.Hein für ihre Beiträge. Herzliche Grüße und Dank der Familie Frommlet und dem Team der Firma GEFRO von Ute Thomschke

    • Simone Kuisle

      Liebe Ute, vielen lieben Dank für Ihren tollen Kommentar. Wir freuen uns so sehr, dass wir Ihnen weiterhelfen konnten und Sie unsere Produkte so gut vertragen. Sehr gerne geben wir Ihre Worte an das gesamte Team und an Frau Dr. Rita Hein weiter. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute und noch ein schönes Wochenende. Viele schöne Grüße aus Memmingen, Ihr GEFRO-Team

  2. Pingback: Diagnose: Glutenunverträglichkeit Erfahrungsbericht I GEFRO BLOG

  3. Pingback: Lactoseintoleranz - Wenn Milchzucker Probleme macht | GEFRO

  4. Es ist schon erstaunlich, dass manche Krankheiten lange Zeit unbemerkt bleiben können, was für die Menschen sehr ärgerlich ist. Mein kleiner Sohn hat oft Probleme mit seinem Darm. Wir überlegen, eine Internistin für eine persönliche Beratung hinzuzuziehen, um herauszufinden, was los ist. Hoffentlich müssen wir dann nicht jahrelang auf eine Diagnose warten!

    • Simone Kuisle / GEFRO-Team

      Hallo liebe Emma,

      vielen lieben Dank für Ihren Kommentar. Gerne dürfen Sie sich bei unserer Ernährungsberaterin Dr. Rita Hein melden. Beratungs-Telefon: 08331/9595-605

      Telefonische Sprechzeiten:
      Mo 17 – 19:30 Uhr und Di 9 – 13 Uhr

      Wir freuen uns sehr über Ihren Anruf.

      Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag

      Viele liebe Grüße aus Memmingen
      Ihre Simone Kuisle
      GEFRO-Team

  5. Ich habe schon immer Probleme nach dem Essen gehabt, besonders bei Brot und Weizenprodukten. Eine Freundin hat mich nun darauf aufmerksam gemacht, dass es womöglich am Gluten liegen könnten. Ich hatte das eigentlich immer ausgeschlossen, da ich nicht damit gerechnet habe, dass eine solche Erkrankung so viele unterschiedliche Symptome, wie Kopfschmerzen und Müdigkeit, zeigen kann. Ich habe mir aber bereits einen Termin bei einem Internisten geholt und bin gespannt, was dieser sagt.

    • Simone Kuisle / GEFRO-Team

      Hallo liebe Natalie,

      vielen Dank für Ihren Kommentar auf unserem GEFRO-Blog. Wir wünschen Ihnen für den vorstehenden Termin alles Gute. Wenn Sie anschließend noch Fragen haben, dürfen Sie sich jeder Zeit sehr gerne bei unserer Ernährungsberaterin Frau Dr. Rita Hein melden. Beratungstelefonnummer: 08331/9595-605

      Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag

      Viele liebe Grüße aus Memmingen
      Ihre Simone Kuisle
      GEFRO-Team

  6. Vielen Dank für den ausführlichen Artikel zur Glutenunverträglichkeit. Leider kommen mir die Symptome von chronischer Müdigkeit, Ekzemen, Kopfschmerzen und Muskelkrämpfen neben den nahe konstanten Magen-Darm-Problemen sehr bekannt vor. Ich dachte allerdings, es wäre alles eher Stress- oder Hormonbedingt. Ich werde mir auf jeden Fall erstmal einen Gastroenterologen suchen und auf eine Glutenunverträglichkeit testen lassen.

    • Simone Kuisle / GEFRO-Team

      Hallo liebe Julia,

      vielen Dank für Ihren Blog Kommentar. Sie können sich auch sehr gerne an unsere Ernährungsberaterin Frau Dr. Rita Hein wenden. Sie können ihr sehr gerne eine Email über Ihr Anliegen schreiben: Dr.Hein@gefro.de

      Wir wünschen Ihnen alles Gute!

      Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag

      Viele liebe Grüße aus Memmingen
      Ihre Simone Kuisle
      GEFRO-Team

Hinterlassen Sie uns gern Ihre Meinung oder Anregung

Wir prüfen Ihren Kommentar und antworten umgehend! Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*

wp-puzzle.com logo