Bereits im 2. Jahrhundert wurde die Erkrankung von einem griechischen Arzt beschrieben. Er nannte sie damals „bauchige Krankheit“ , wahrscheinlich weil die Erkrankten einen stark geblähten und druckempfindlichen Bauch hatten.
Der medizinische Fachausdruck Zöliakie leitet sich von dem altgriechischen Wort „koilia“ (Bauch, Unterleib) ab. Samuel Jones Gee, ein englischer Kinderarzt und Wissenschaftler beschrieb 1888 die „coeliac affection“ als eine Verdauungsstörung, unter der vor allem Kleinkinder litten. Den Auslöser für die Erkrankung entdeckte 1950 der Niederländer Willem Karel Dicke. Er erkannte, dass Weizengliadin bei den Betroffenen die Symptome auslöste und entwickelte die glutenfreie Diät als Behandlungsmethode für Zöliakiepatienten.
Bei Erwachsenen spricht man oft von einheimischer Sprue. Zöliakie und einheimische Sprue beschreiben die gleiche Erkrankung nur im unterschiedlichen Lebensalter. Der Begriff Sprue kommt von dem niederländischen „Sprouw“ (Bläschen).
Was ist Gluten?
Gluten ist der Oberbegriff für Klebereiweiße, die in den Getreidesorten -Weizen (einschließlich der Urformen Dinkel/Grünkern, Einkorn Kamut), Roggen, Gerste und deren Kreuzungen enthalten sind. Die Getreidesorten enthalten unterschiedliche Mengen an Gluten, bei Weizen sind es bis zu 80%.
Im unverarbeiteten Weizenkorn findet sich kein Gluten. Im Korn selbst gibt es die Einzelbausteine Gliadin und Glutenin. Erst wenn Feuchtigkeit dazukommt, verbinden sich diese Komponenten zu Gluten.
Der Begriff „Gluten“ kommt aus dem lateinischen und heißt übersetzt „Leim“. Man spricht übrigens Gluten mit einem langen „ e“ aus (Gluteen). Und dieses Gluten, der Leim, verleiht dem Brotteig Elastizität, so dass er sich beim Backen ausdehnen kann.
Backwaren mit glutenhaltigem Mehl sind in der Regel saftiger und lockerer als Backwaren aus glutenfreiem Mehl.

Zöliakie – ein Autoimmunerkrankung
Für den gesunden Menschen ist Gluten ungefährlich, bei entsprechender genetischer Veranlagung ist das Gluten jedoch Auslöser der gefährlichen chronischen Dünndarmerkrankung mit dem medizinischen Fachbegriff Zöliakie.
Bei einer Autoimmunerkrankung produziert der Körper Antikörper, die sich gegen körpereigenes Gewebe richten und es schädigen. Der Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel führt bei den Patienten zu einer Immunreaktion im Dünndarm. Das Immunsystem greift körpereigene Eiweiße in der Dünndarmschleimhaut an. Es bilden sich Antikörper der Klasse IgA. Die Folge sind Entzündungen, die mit einer Rückbildung (Atrophie) der Darmzotten einhergeht. Diese Zotten vergrößern die innere Oberfläche, über die Nahrungsbestandteile vom Dünndarm aufgenommen werden und ins Blut übertreten können. Werden nun durch die Autoimmunreaktion diese Darmzotten zerstört, gelangen weniger Nährstoffe ins Blut (Malabsorption).
Symptome
Zu Beginn der Erkrankung leiden die Patienten unter Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, aber oft auch unter Gewichtsverlust, Müdigkeit oder Depressionen.
Wird die Zöliakie nicht erkannt, kommt es bei den Patienten infolge der Zottenatrophie zum permanenten Nährstoffmangel, vor allem der Nährstoffe, die im Dünndarm aufgenommen werden. Dazu gehören Eisen, Zink, Folsäure, Calcium und Vitamin D. Durch Zinkmangel kann es zu Hautausschlägen kommen. Vitamin D und -Calcium-Mange führen zu Osteoporose, Eisen- und Folsäure -Mangel zu Anämie.
Bei Kindern führt eine unbehandelte Zöliakie oft zum Kleinwuchs, die Pubertät setzt verzögert ein und bei jungen Mädchen bleibt die Menarche aus.
Diagnose
Die Diagnose der Zöliakie erfolgt in mehreren Schritten:
- Anamnese
Der Arzt fragt, ob Zöliakieerkrankungen in der Familie bekannt sind. Außerdem werden Ernährungsgewohnheiten und natürlich das Beschwerdebild abgefragt.
- Bluttest und oder Stuhltest
Bei Verdacht auf eine Zöliakie-Erkrankung wird in der Regel eine Blutprobe auf bestimmte Immunoglobuline hin untersucht. Dabei handelt es sich um die Antikörper, die sich gegen die Transglutaminase und gegen das Endomysium richten. Ganz wichtig ist aber, dass die Tests vor einer glutenfreien Ernährung erfolgen. Also bei Verdacht auf Zöliakie sollte der Erkrankte nicht einfach ausprobieren und sich glutenfrei ernähren, denn dadurch wird die aussagekräftige Diagnostik erschwert. Ernährt sich der Patient vor den Bluttests glutenfrei, werden in der Phase die Antikörper wieder abgebaut. Die Zöliakie lässt sich dann nicht gesichert nachweisen.
- Dünndarmbiopsie
Erhärtet sich der Verdacht auf Zöliakie, führt der Arzt zur endgültigen Klärung eine Dünndarmbiopsie durch. Dabei wird eine Sonde mit einer Kamera über Mund, Speiseröhre und Magen in den Dünndarm vorgeschoben. Es werden an mehreren Stellen des Dünndarms Proben entnommen und anschließend histologisch untersucht. Es müssen unbedingt mehrere Proben entnommen werden, denn die Veränderungen der Darmschleimhaut sind nicht immer gleichmäßig verteilt. Entnimmt man nur eine Probe, könnte die Zöliakie leicht übersehen werden.
Therapie
Für betroffene Patienten ist die Einhaltung einer strengen, lebenslangen glutenfreien Ernährung unausweichlich.
Seit 2005 ist der Einkauf für betroffene Patienten einfacher geworden. Glutenhaltiges Getreide und daraus hergestellte Erzeugnisse müssen auf der Verpackung angegeben werden.
Die durchgestrichene Ähre
Die von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft vergebene „durchgestrichene Ähre“ ist das international anerkannte Zeichen – ein Siegel – für glutenfreie Lebensmittel. Produkte mit dieser Kennzeichnung sind verlässlich frei von Gluten.
Originaltext der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. :
„Das Glutenfrei-Symbol ist eine Qualitätsgarantie. Alle Hersteller, die es verwenden, müssen hohe Produktionsstandards einhalten, um die Sicherheit des lizenzierten Produkts zu gewährleisten. Die Überwachung erfolgt durch die jeweils zuständige Zöliakiegesellschaft des jeweiligen Landes.
Seit dem Jahr 1991 führt die DZG das Glutenfrei-Symbol als eingetragenes Warenzeichen in Deutschland und vergibt es seit 1999 im Rahmen eines Lizenzvertrages an nationale Hersteller und Vertriebe glutenfreier Lebensmittel in Deutschland.
Das Glutenfrei-Symbol ist ebenso eine registrierte Marke auf europäischer Ebene von AOECS (Association of European coeliac societies) – dem Dachverband der europäischen Zöliakie-Gesellschaften. Im Rahmen der Mitgliederversammlung im Jahr 2010 vereinbarten die AOECS Mitglieder, die Lizenzierung der Marke für Produzenten, welche die Produktionsstandards und Sicherstellung der glutenfreien Herstellung garantieren können, gemeinsam zu verwalten.
Für Hersteller/Vertriebe mit Hauptsitz in Deutschland gibt es seit 2012 die Möglichkeit, einen europaweit gültigen Lizenzvertrag mit der DZG abzuschließen.
Grundsätzlich gilt: Bevor ein Lizenzvertrag abgeschlossen werden kann, ist ein AOECS-Audit und jeweils eine aktuelle Gluten-Analyse der betreffenden Produkte zum Nachweis der Glutenfreiheit erforderlich.
Der AOECS-Standard für das Glutenfrei-Symbol entspricht dem WHO Codex-Standard für glutenfreie Produkte. Danach dürfen für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit bestimmte Lebensmittel, die aus einer oder mehreren Zutaten, welche Weizen, Gerste, Roggen, Hafer oder deren Kreuzungen ersetzen, bestehen oder diese enthalten, beim Verkauf an den Endverbraucher einen Glutengehalt von höchstens 20 mg/kg (20 ppm) aufweisen…“
(https://www.dzg-online.de/informationen-zur-lizenzierung-bei-der-dzg.808.0.html )
Auf der Internetseite der DZG (https://www.dzg-online.de/) finden Betroffene eine sehr umfangreiche Aufstellung glutenfreier Lebensmittel und eine Liste der lizensierten Hersteller glutenfreier Produkte.
Seit 2016 gehört auch GEFRO zu den Lizenznehmern der DZG. Klicken Sie unter www.gefro.de den Filter „glutenfrei” an und Sie werden über das große Angebot überrascht sein. Zusätzlich finden sich in unserer Rezeptesammlung viele leckere und glutenfreie Gerichte zum Nachkochen.
Weitere Tipps und Infos zum Thema Ernährung finden Sie in unserem GEFRO Shop in unseren Ernährungstipps oder in unseren GEFRO Journalen.