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Die Gicht

Gicht – eine Krankheit der Könige und Reichen
Prominente Gichtpatienten
Definition
Was sind Purine?
Primäre Form:
Sekundäre Form:
Vier Stadien von Gicht
Stadium I
Stadium II
Stadium III
Stadium IV
Risikofaktoren
Übergewicht
Exzessiver Alkoholkonsum
Purinreiche Ernährung
Richtig essen bei Gicht
Genießen
Sparsam verzehren
Vermeiden
Medizinische Therapie
Hausmittel und Naturheilmittel

» Die Gicht - früher die Krankheit der Könige, heute eine Zivilisationskrankheit

Von Ernährungsexpertin und Heilpraktikerin Frau Dr. rer. nat. Rita Hein.

Wer reichlich isst und liebt den Wein, den plagt bald das Zipperlein!
Und schon Wilhelm Busch wusste, Zipperlein tun weh: „Der Dicke aber – autsch! mein Bein! – Hat wieder heut‘ das Zipperlein“. Wilhelm Busch kannte die schmerzhaften Auswirkungen einer Gicht. Den Dicken in „Der neidische Handwerksbursch“ plagt nach einem deftigen Mahl mit Alkohol ein schlimmer Schmerz im Fuß, der ihn nicht schlafen lässt.
Schon sehr viel früher beschrieb der griechische Mediziner Hippokrates (geb. um 470 vor Christus) das Zipperlein als eine erbliche Krankheit, die sich vor allem nach kulinarischen Ausschweifungen bemerkbar macht.
Heute bezeichnet ein Zipperlein eher ein nicht ganz erstzunehmendes Unwohlsein oder Wehwehchen. Früher war der Begriff Zipperlein die Bezeichnung für einen akuten Gichtanfall. Bei „zippern“ handelt es sich um den althochdeutschen Begriff für trippeln oder zittern. Und gerade dieses Trippeln beschreibt wunderbar die Gangart, die Betroffene oft zeigen, wenn sie unter einem akuten Gichtanfall im Großzehengrundgelenk leiden.
Das deutsche Wort Gicht stammt ab von dem althochdeutschen Wort „Gegihte“ und bedeutet „Gliederlähmung“.
Je nachdem, welches Gelenk befallen ist, spricht man auch von Podagra (aus dem Griechischen podágra¸ ágra bedeutet Fang oder Fessel, pod steht für Fuß) oder Chiragra (chir steht für Hand), Gonagra (Knie) oder Omagra (Schulter).

 

» Gicht - eine Krankheit der Könige und Reichen

Gicht Krankheit

Wir alle kennen die Beschreibungen aus historischen Romanen oder Szenen aus Filmen: Prunkvoll geschmückte lange Tafeln, die sich unter der Last der Speise nahezu biegen. Verschiedenste Fleischsorten, Wild, Kaninchen, Ente, Gans, Ferkel, Beilagen und süße Verführungen im Übermaß, Alkohol in Strömen. Die Darstellungen erinnern eher an Fressgelage und Völlerei als an ein maßvolles Essen und Genießen. Aber warum auch nicht? Körperliche Beleibtheit galt schließlich als Zeichen von Macht und Stärke. Mit üppigen Speisenfolgen bei Festessen konnten die oberen Schichten ihren Reichtum zeigen.
Die Gicht wurde früher als Wohlstandskrankheit bezeichnet, weil meist beleibtere Menschen aus der Oberschicht von ihr heimgesucht wurden. Sie hatten Geld und Gold und konnten sich üppige Mahlzeiten leisten. Die ärmere Bevölkerung dagegen arbeite körperlich schwer und ernährte sich von Kartoffeln, Gemüse, Getreide und Wasser.
Die Wissenschaft von der Gicht begann mit der Nosologie (Krankheitslehre). Thomas Sydenham (1624 bis 1689), der selbst lange an Gicht litt, hat das Krankheitsbild beschrieben. Ein Jahrhundert später hat Wollaston 1797 aus einem Gichttophus Harnsäure isoliert.

Alfred Baring Garrod veröffentlichte 1848, dass Patienten mit Gicht einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut aufweisen.  1854 entwickelte er zudem einen „Fadentest“ für die Diagnose der Gicht. Bei diesem wurde ein Leinenfaden für mehrere Tage in mit Essigsäure versetztes Blut gelegt. Im Anschluss konnte der Faden mithilfe eines speziellen Mikroskops auf Urat, das Salz der Harnsäure, untersucht werden.

» Prominente Gichtpatienten

Anhand der im Talmud geschilderten Symptome lässt sich vermuten, dass König Asa von Juda (913 bis 873 v. Chr.) an Gicht litt. Bei ägyptischen Mumien konnten Hinweise auf vor etwa 7000 Jahren durch Gicht verursachte Veränderungen gefunden werden.
Kaiser Karl V. (1500-1558) erkrankte mit 30 Jahren an Gicht. Er war bekannt für seine Maßlosigkeit beim Essen und Trinken. Ärztliche Empfehlungen missachtete er.
Bei König Philipp II. 1527-1598) brachen laut Aufzeichnungen in seinen letzten Lebenswochen Gichttophi auf. Sie eiterten und nässten. Auf den Wunden krochen Maden und Würmer.
Herzog Albrecht von Waldstein (1583-1634) erkrankte nach jahrelangen Alkoholexzessen mit 37 an Gicht.

 

 

 

Von einem Medizinhistoriker stammt die Äußerung Friedrich II. von Preußen (1712-1786) habe schon wegen der heroischen Duldung seiner Gichtschmerzen, die ihn nicht von seinen Staatsgeschäften abhielten, den Beinamen „der Große“ verdient. Allein im Winter 1775 hatte er 18 Gichtanfälle, die ihn als Rechtshänder dazu zwangen, mit der linken Hand zu schreiben. Das hat er sich übrigens von seinem gleichermaßen geplagten Vater, dem Soldatenkönig, abschauen können.

 

 

 

 

Weitere prominente Gichtpatienten waren Karl V., Heinrich VIII., Ludwig XIV., Wallenstein, Goethe, Bismarck – die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. In früheren Zeiten wurde die Gicht auch „Krankheit der Reichen“ genannt, weil sich nur die Wohlhabenden Fleisch auf dem Teller leisten konnten. Vor allem bei den Hohenzollern zeigte sich jedoch eine beeindruckende familiäre Häufung. Friedrich der Große hatte bereits damals erkannt: „Als Vorläufer einer ganzen Armee von Gesundheitsfeinden ist die Gicht da.“
Während und auch noch kurz nach dem zweiten Weltkrieg hat es in Deutschland praktisch keine Gichterkrankungen gegeben. Doch mit zunehmendem Wohlstand steigt die Zahl der Gichterkrankungen stark an.

 

 

» Definition

Das medizinische Fachwort für Gicht ist Arthritis urica. Arthritis kommt aus dem Griechischen und bedeutet Gelenkentzündung. Urica ist abgeleitet von dem Fachwort Urat. Als Urate werden die Salze der Harnsäure bezeichnet. Ein Gichtanfall wird durch die Ablagerung dieser Uratkristalle ausgelöst. Aber warum lagern sich diese Kristalle ab?

Gicht beruht auf einer angeborenen Störung des Purinstoffwechsels.

 

» Was sind Purine?

Purine sind lebenswichtige Bestandteile der Zellkerne aller Lebewesen. Sie sind die Bausteine der genetischen Information (DNA und RNA). Beim Abbau der Purine entsteht als Endprodukt Harnsäure. Das bedeutet: wir haben zwei Quellen für Harnsäure: einmal durch ganz regelmäßigen Zellabbau unserer körpereigenen Zellen und durch die Zufuhr von purinreichen Lebensmitteln. Ist der Purinstoffwechsel gestört, entweder weil vermehrt Harnsäure gebildet wird oder aber das Hauptausscheidungsorgan, die Niere, geschwächt ist, steigt die Konzentration der Harnsäure im Blut an (Hyperurikämie, griech.: zu viel Harnsäure im Blut). Ab einer definierten Konzentration kann sich die Harnsäure im Blut nicht mehr vollständig lösen und bildet kleine Kristalle aus, die sich dann wiederum an den Gelenken festsetzen den Gichtanfall auslösen.
Es werden zwei Formen der Gicht unterschieden:

» Primäre Form:

Bei der primären Form (90 %) ist die Ursache der Hyperurikämie ist ein erblicher Stoffwechseldefekt. Die Niere kann die anfallende Harnsäure nicht im genügenden Maß ausscheiden. Nur in sehr seltenen Fällen ist ein Enzymdefekt schuld daran, dass der Körper zu viel Harnsäure herstellt.

» Sekundäre Form:

Die sekundäre Form der Hyperurikämie wird durch andere Krankheiten oder Störungen hervorgerufen. Eine sekundäre Gicht entsteht beispielsweise als Folge von Leukämie oder anderen Blutkrankheiten, bei denen viele Zellen abgebaut werden. Aber auch Nierenerkrankungen, die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder Alkoholmissbrauch können Ursache für die Erhöhung des Harnsäurespiegels sein.

» Vier Stadien von Gicht


» Stadium I

Im ersten Stadium ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht. Die Blutuntersuchungen zeigen Harnsäurewerte die höher als 7 mg pro/dl sind. Häufig ist das Erkennen nur ein Zufallsbefund, denn Symptome treten in diesem Stadium in der Regel noch nicht auf. Das Gefährliche an der Gicht ist, dass man sehr lange nichts spürt. Oft vergehen Jahre, bis der erste Gichtanfall auftritt.

 

 


» Stadium II

Mit dem ersten akuten Gichtanfall ist das zweite Stadium der Erkrankung erreicht. Der Anfall kommt ohne Vorwarnung aus dem Nichts. Ereignet sich häufig nachts nach einem üppigen Essen mit reichlich Alkohol. Die Betroffenen werden ganz plötzlich von einer sehr schweren Schmerzattacke überfallen. Meistens ist das Großzehengrundgelenk betroffen. Es ist extrem berührungsempfindlich und lässt sich kaum bewegen. Außerdem ist es angeschwollen, gerötet und heiß. Vielfach wird der Anfall von Fieber begleitet. Wenn keine Therapie erfolgt, kommen die Attacken in immer kürzeren Abständen und können auch auf andere Gelenke übergreifen.

» Stadium III

Dieses Stadium ist in der Regel symptomfrei. Es beschreibt die Zeit zwischen den Gichtanfällen.

» Stadium IV

Das vierte Stadium beschreibt die chronische Gichterkrankung. In diesem Stadium sind in der Regel Schäden am Gelenk nachweisbar (Gelenkgicht).
Lagern sich die Harnsäurekristalle unter der Haut ab spricht man von Weichteilgicht. Die kleinen Knötchen, sogenannte Gichttophi zeigen sich am Außenrand der Ohrmuschel. Sie können sich aber auch unter der Haut an gelenknahen Sehnen oder Knorpeln bilden. Betroffen sind oft Hände, Ellenbögen und Füße.
Lagern sich Harnsäurekristalle an der Niere ab, spricht man von der Nierengicht. Daraus können sich Nierengries und sogar Nierensteine entwickeln.
 

» Risikofaktoren

Es gibt eine Reihe ganz von Risikofaktoren, die letztlich alle mit dem Lebensstil zusammenhängen.
Ein nicht beinflussbarer Faktor ist die genetische Prädisposition. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die meisten Gichtpatienten eine erbliche Veranlagung für einen chronisch erhöhten Harnsäurespiegel haben. Der Stoffwechsel dieser Patienten bildet überdurchschnittlich viel Harnsäure oder scheidet über die Nieren zu wenig Harnsäure aus.
Die Gicht ist eine typische Männererkrankung. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 40. Und 60. Lebensjahr auf. Männer und Frauen sind von der Gicht im Verhältnis 9:1 betroffen. Frauen erkranken vor den Wechseljahren in der Regel nicht an Gicht. Offenbar bieten bis zu diesem Zeitpunkt die weiblichen Geschlechtshormone einen gewissen Schutz.
Auf das Risiko, infolge einer anderen Erkrankung an einer sekundären Gicht zu erkranken, wird in diesem Artikel nicht weiter eingegangen. Das würde den Rahmen sprengen.

» Gicht - Ernährung und Lebensstil

Eine genetische Veranlagung können wir nicht beeinflussen. Es gibt aber eine Reihe andere Risikofaktoren, auf die wir sehr wohl großen Einfluss nehmen können.

» Übergewicht

Nahrungsmittel im Überfluss und zu jeder Zeit verfügbar, Techniken und Hilfsmittel, die uns körperliche Arbeit erleichtern oder ersparen, das sind heute unsere Lebensbedingungen. Zwar angenehm, aber auf Dauer für die Gesundheit nicht fruchtbar. Hyperkalorische Nahrung, zu wenig Bewegung: das Risiko für die Entstehung von Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und Gicht steigt. Man weiß heute, das Übergewicht den Harnsäurewert zusätzlich ansteigen lässt. Das heißt, neben der Umstellung auf eine harnsäurearme Ernährung sollte der von Übergewicht geplagte Gichtpatient zusätzlich sein Körpergewicht reduzieren.
Hilfreiche Tipps zum Thema Abnehmen finden Sie in einem älteren Journal.
Das Abnehmen sollte unbedingt langsam, in kleinen Schritten erfolgen. Das Einschmelzen von Körperfettzellen setzt Purine frei. Der Gichtpatient sollte daher unbedingt auf Fastenkuren oder Crashdiäten verzichten.

» Exzessiver Alkoholkonsum

Alkoholhaltige Getränke sollten nur in geringen Mengen getrunken oder ganz weggelassen werden. Alkohol steigert die Harnsäurebildung in der Leber und hemmt gleichzeitig die Harnsäureausscheidung über die Nieren. Besonders kritisch ist der Genuss von Bier. Purine aus der Bierhefe erhöhen den Harnsäurespiegel zusätzlich. Umsteigen auf alkoholfreies Bier ist keine Alternative, denn das alkoholfreie Bier enthält ebenso Purine. Manche alkoholfreien Biere enthalten sogar deutlich mehr Purin als normales Bier.

» Purinreiche Ernährung

Eine zu hohe Zufuhr purinreicher Kost, die fleisch- und fischlastig ist, der häufige Verzehr von Innereien lassen den Harnsäurespiegel immer weiter ansteigen. Es gilt also, die Ernährung umzustellen, den Lebensstil zu verändern.

 

» Richtig essen bei Gicht

Ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht oder sogar der erste Gichtanfall überstanden, läuten die Alarmglocken und die persönliche Ernährungsweise  muss unter die Lupe genommen werden. Wo sind die Purinbomben in der Kost? Wieviel Bier wird getrunken?
Ich bin persönlich kein großer Fan von Listen und Tabellen, es kann aber am Anfang der Ernährungsumstellung hilfreich sein, mit einer Tabelle zu arbeiten, um ein Gefühl für Puringehalte verschiedener Nahrungsmittel zu bekommen. Wie schon erklärt, entsteht die Harnsäure beim Abbau der Purine im Stoffwechselprozess.  Aus 1 mg Purin werden dabei 2,4 mg Harnsäure gebildet. Die Deutsche Gicht–Liga e.V. empfiehlt, die tägliche Harnsäuremenge auf max. 400 mg zu beschränken, um erhöhte Harnsäurewerte oder die Progression der Gicht zu vermeiden.
Auf ihrer Internetseite bietet die Deutsche Gicht-Liga e.V. einen Purinrechner an (auch für mobile Endgeräte als App verfügbar). Gerne gebe ich den entsprechenden Link auf die Seite weiter
Mit diesem Rechner gelingt es sehr schnell, die purinreichen Lebensmittel in der eigenen täglichen Kost aufzuspüren und Änderungen einzuleiten.
Wenn das Gefühl für Puringehalte sich eingestellt hat, reicht es aus, Nahrungsmittel gedanklich in drei Rubriken einzuteilen:
Genießen – sparsam verzehren – vermeiden

» Genießen

Bunt essen, im Sinne von, was die Natur uns bietet. Gerade der Gichtpatient sollte Farbe auf den Tisch bringen. Gemüse, Obst oder Salat passen zu jeder Mahlzeit. Zur Brotzeit frischen Rettich, Tomaten, Radieschen oder Gurken, zum Frühstück ein Gläschen Gemüse- oder Obstsaftsaft,  zum Mittagstisch einen frischen Salat - klingt das nicht verlockend? Jedes Obst, jedes Gemüse liefert einen natürlichen Verbund aus Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen und ist damit ein wahrer Schutzschild für die Gesundheit.
Amerikanische Studien haben bewiesen, dass auch purinhaltige Gemüsesorten wie Spargel oder Hülsenfrüchte keinen negativen Einfluss auf den Harnsäurespiegel haben. Und dann ist ja auch immer die Frage, womit diese Gemüse kombiniert werden. Vielleicht ist ja eine Erbsensuppe ohne geräucherten Bauchspeck und ein Spargelgericht ohne Bratwürstchen auch ein kulinarischer Höhepunkt.
Eier, Milch und Milchprodukte dürfen ebenfalls auf dem Speiseplan stehen. Sie enthalten wenig bis gar keine Purine.
Die Harnsäure wird über die Nieren ausgeschieden. Daher sollte das Lieblingsgetränk eines Jeden Wasser sein, ein reines Quellwasser, stilles Wasser oder auch ein spritziges Mineralwasser. Mehr als die Hälfte unseres Körpers besteht aus Wasser, kein Wunder also, dass unser Körper so sehr auf das frische Nass angewiesen ist. Nur mit Hilfe von Wasser können unsere Zellen ihre Aufgaben wirklich gut erfüllen. Wasser sorgt dafür, Nährstoffe effektiv aufzunehmen und zu verwerten, sowie unsere Nieren von Abfallstoffen – und Harnsäure gehört dazu -  zu befreien. Wasser kann man mit frischen Kräutern, einem Spritzer Zitronen- oder Limettensaft oder auch Ingwer wunderbar aromatisieren. Neben Wasser darf der Gichtpatient auch Kräuter- und Früchtetees trinken. Sogar der Kaffee ist erlaubt. Übrigens alle aufgeführten Nahrungsmittel in dieser ersten Rubrik stehen für eine ovo-lacto-vegetabile Kost, die Ernährungsform, die jedem Gichtpatienten empfohlen wird.

» Sparsam verzehren

Auch, wenn die ovo-lacto-vegetabile Kost empfehlenswert ist, darf es für den Gichtpatienten auch Ausnahmen geben. Einmal täglich eine kleine Portion (ca.100g) Fleisch, Geflügel oder Fisch ist erlaubt. Bei Fisch sollte der Gichtpatient die mageren Sorten wie Scholle, Seezunge oder Kabeljau wählen. Diese enthalten deutlich weniger Purine als die Fettfische und sie machen auch auf dem Grill eine gute Figur.
Entfernt man vom Brathähnchen die Haut, darf es auch mal ein Grillhähnchen sein. Durchforsten Sie das Internet nach purinarmen Rezepten. Sie werden über die Vielfalt staunen. Gicht oder auch nur erhöhte Harnsäurespiegel erfordern Kreativität beim Kochen.  Lassen sie sich inspirieren.
Neben dem Fleisch- und Fischkonsum sollte der Verzehr von Fruchtzucker (Fructose) eingeschränkt werden. Keine Angst, auf Obst muss der Gichtpatient nicht verzichten. Die Vorteile der obstreichen Ernährung überwiegen deren Nachteile bei Gicht. Aber Achtung bei Süßigkeiten, Joghurts, Müsliriegeln, Softdrinks und Limonaden. Diese werden häufig mir Fruchtzucker oder Fructosesirup angereichert. Ein Blick auf die Zutatenliste ist also sinnvoll. Fructose selbst enthält zwar keine Purine, es ist ja ein reiner Zucker. Aber Fruchtzucker wird in der Leber verstoffwechselt und dabei entstehen über verschiedene Zwischenschritte Purine, die zu Harnsäure abgebaut werden. Aber nicht nur der Harnsäurespiegel steigt bei übermäßigem Verzehr von Fructose. Fructose fördert die Entwicklung von Übergewicht und einer Fettleber.
Neben Fructose erhöhen auch die Zuckeraustauschstoffe Xylit und Sorbit den Harnsäurewert. Auch hier hilft nur der Blick in die Zutatenliste.

» Vermeiden

Die Liste an erlaubten Nahrungsmitteln und denen, die sparsam gegessen werden sollten, ist lang und machen hoffentlich jedem von der Gicht geplagten Leser Mut. Aber ein paar Verbote müssen dennoch erwähnt werden.
An erster Stelle stehen hier Innereien (Leber, Kalbsbries, Nieren…). Da werden auch bei kleinen Portionsgrößen die Grenzwerte von 400 mg Harnsäure schnell überschritten. Fette Fische, wie Ölsardinen, Sprotten, Sardellen, Hering und Krustentiere sollten ebenfalls vom Speiseplan gestrichen werden.
Meiden sollte der Gichtpatient ein Zuviel an Hefe, Hefeextrakt oder Nährhefe. Vegetarische Brotaufstriche oder Fleischersatzprodukte auf der Basis von Nährhefe oder Hefeflocken zum Würzen sind für Gichtpatienten nicht geeignet.
Anmerkung zur Verwendung von Hefeextrakt speziell bei den GEFRO-Produkten:
Auch in den Produktlinien von GEFRO wird in verschiedenen Rezepturen Hefeextrakt eingesetzt. Der Gehalt ist aber sehr gering, so dass im Fertigen Gericht der Gehalt an Purinen vernachlässigbar niedrig ist. Eine Ausnahme bilden hier die Brotaufstriche.
Und abschließend nochmal der Hinweis auf Kochbücher oder Internetseiten. Stöbern Sie nach neuen Rezepten, denn eine Ernährungsumstellung gelingt nur, wenn es schmeckt. Setzen Sie sich das Ziel, dauerhaft  purinarm zu genießen.

» Medizinische Therapie

Gelb (Beta-Carotin)

Ist der erste Gichtanfall erst einmal aufgetreten, ist der Gang zum Arzt unabdingbar.
Zunächst wird der akute Gichtanfall behandelt, um den Patienten von seinen Schmerzen zu befreien. In der Regel werden sogenannte nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) oder auch Kortisonpräparate verabreicht, um die Entzündung zu stoppen.
Auch Colchicin, ein Medikament, das aus der Pflanze „Herbstzeitlose“ gewonnen wird, kann akute Gicht wirksam lindern. Wichtig ist, dass die Behandlung in den ersten 36 Stunden des Gichtanfalls beginnt. Weil es aber bis zu 24Stunden dauern kann, bis die Wirkung wirklich spürbar wird, werden oben erwähnte Medikamente oft bevorzugt. Außerdem muss das Colchicin sehr gewissenhaft und vorsichtig dosiert werden. Das Mittel verursacht bei zu hoher Dosierung Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Nach Abklingen des akuten Gichtanfalls verschreibt der Arzt zur langfristen Behandlung entweder Urikostatika, die die Harnsäurekonzentration senken oder Urikosurika, die die Ausscheidung der Harnsäure verbessern. Manchmal bieten sich auch Medikamente an, die beide Wirkstoffklassen kombinieren.

» Hausmittel und Naturheilmittel

Hausmittel oder Naturheilmittel können die Symptome einer Gicht lindern. Sie bekämpfen aber nicht die Ursache die Ursachen der Erkrankung. Dafür ist eine konsequente Ernährungsumstellung der beste Weg.
Beim akuten Anfall heißt es kühlen, kühlen und immer wieder kühlen. Kälte reduziert die Durchblutung, bremst den Entzündungsprozess und reduziert die Schmerzen. Aber Vorsicht: es darf nicht zu kalt werden, damit das Gewebe nicht geschädigt wird.
Auch der Quarkwickel kann beim Gichtanfall entzündungshemmend und abschwellend wirken.   Und dann heißt es: trinken, trinken, trinken, um die Nieren bei der Ausscheidung der Harnsäure zu unterstützen. Als Getränk eignet sich natürlich zuerst Wasser, aber auch Kräuter- und Früchtetees bieten sich an. Alkohol ist verboten, denn Alkohol hemmt die Harnsäureausscheidung.
Vielen Kräutern werden harnsäurereduzierende Eigenschaften nachgesagt. Dazu gehören z.B. Brennnessel, Giersch, grüner Hafer, Orthosiphon (Katzenbart) und Zinnkraut.

 

» Abbildungsverzeichnis

Titelbild: Lovrencg – stock.adobe.com
Abb. 1: Nejron Photo – stock.adobe.com
Abb. 2: Juulijs – stock.adobe.com
Abb. 3: Georgios Kollidas – stock.adobe.com
Abb. 4: Georgios Kollidas – stock.adobe.com
Abb. 5: GraphicsRF – stock.adobe.com
Abb. 6: jarun011 – stock.adobe.com
Abb. 7: motortion – stock.adobe.com
Abb. 8: airborne77 – stock.adobe.com
Abb. 9: aamulya – stock.adobe.com
Abb. 10: Artlana – stock.adobe.com
Abb. 11: Khunatorn – stock.adobe.com
Abb. 12: astrosystem – stock.adobe.com

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